Mitochondriale Dysfunktion oder einfach nur erschöpft?

Abgrenzung zu Nebennierenschwäche, ME/CFS und allgemeiner Müdigkeit

Chronische Müdigkeit, Erschöpfung und Energielosigkeit sind Symptome, die viele Menschen kennen – doch nicht immer steckt „nur“ Stress oder Schlafmangel dahinter. Hinter der andauernden Erschöpfung können sich unterschiedliche Krankheitsbilder verbergen, die gezielt behandelt werden sollten. Einer dieser oft übersehenen Faktoren ist die mitochondriale Dysfunktion. Doch wie unterscheidet sie sich von anderen Zuständen wie NebennierenschwächeME/CFS oder allgemeiner Erschöpfung? In diesem Artikel schaffen wir Klarheit.


Was ist eine mitochondriale Dysfunktion?

Die Mitochondrien sind die „Kraftwerke“ unserer Zellen – hier wird aus Nährstoffen mithilfe von Sauerstoff Adenosintriphosphat (ATP) hergestellt, der wichtigste Energieträger des Körpers. Bei einer mitochondrialen Dysfunktion ist dieser Prozess gestört. Die Folge: Zellen produzieren nicht mehr genug Energie, was sich in vielfältigen Beschwerden äußert – von chronischer Müdigkeit und Muskelschwäche bis zu Konzentrationsstörungen und einem Gefühl tiefer, anhaltender Erschöpfung.

Ursachen können sein:

  • Oxidativer Stress
  • Entzündungen
  • Nährstoffmängel
  • Toxische Belastungen
  • Genetische Veränderungen

Eine mitochondriale Dysfunktion kann isoliert auftreten oder Teil anderer Erkrankungen sein – etwa bei ME/CFSFibromyalgie oder neurodegenerativen Erkrankungen.


Abgrenzung zur Nebennierenschwäche: Hormone vs. Zellenergie

Die sogenannte Nebennierenschwäche (auch: „Adrenal Fatigue“) wird oft im Zusammenhang mit chronischem Stress diskutiert. Die Idee dahinter: Durch dauerhafte Belastung produzieren die Nebennieren zu wenig Cortisol, das wichtige „Stresshormon“. Dies kann zu Erschöpfung, niedrigem Blutdruck, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen führen.

Der entscheidende Unterschied zur mitochondrialen Dysfunktion liegt im Ursprung der Erschöpfung:

Nebennierenschwäche Mitochondriale Dysfunktion
Hormonell bedingt (Cortisolmangel) Zelluläre Störung der Energieproduktion
Meist stressinduziert Vielfältige Ursachen (z. B. Entzündung, Mitochondrienschäden)
Reversibel bei Stressreduktion & Hormonsupport Komplexe therapeutische Ansätze erforderlich

Beide Zustände können ähnliche Symptome verursachen – die Ursachen und damit auch die Behandlungsansätze unterscheiden sich jedoch grundlegend.


ME/CFS und mitochondriale Dysfunktion: Wo liegt der Zusammenhang?

ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom) ist eine schwer fassbare, multisystemische Erkrankung, deren Leitsymptom eine ausgeprägte Erschöpfung ist, die sich durch Aktivität verschlechtert und nicht durch Ruhe bessert. Weitere typische Merkmale:

  • Schlafstörungen
  • Kognitive Beeinträchtigungen („Brain Fog“)
  • Muskelschmerzen
  • Immunologische Auffälligkeiten
  • Post-exertionelle Malaise (PEM)

Studien zeigen, dass viele ME/CFS-Betroffene auch Störungen im Energiestoffwechsel haben – also eine mitochondriale Dysfunktion. Dennoch gilt:
Nicht jede mitochondriale Dysfunktion bedeutet ME/CFS, und nicht alle ME/CFS-Fälle lassen sich allein durch mitochondriale Veränderungen erklären.

Die Abgrenzung ist wichtig für Diagnostik und Therapie:

  • ME/CFS umfasst weit mehr als nur Energiedefizite
  • Eine mitochondriale Dysfunktion kann isoliert oder als Teil anderer Erkrankungen auftreten


Allgemeine Erschöpfung: vorübergehend oder chronisch?

Allgemeine Erschöpfung entsteht oft durch kurzfristige Belastungen wie:

  • Schlafmangel
  • Stress
  • Infektionen
  • Ernährungsfehler

Diese Form der Müdigkeit ist in der Regel vorübergehend und bessert sich nach ausreichend Erholung, Schlaf oder Regeneration.

Dem gegenüber steht die mitochondriale Dysfunktion als dauerhafte Störung – selbst ausreichend Schlaf oder Ruhe bringen keine echte Besserung. Betroffene fühlen sich oft, als hätten sie „nie genug Energie“, selbst bei leichter Belastung.


Fazit: Warum die richtige Einordnung so wichtig ist

Zustände wie mitochondriale DysfunktionNebennierenschwächeME/CFS und allgemeine Erschöpfung können sich in ihren Symptomen überschneiden, unterscheiden sich jedoch deutlich in Ursache, Verlauf und Therapieansatz.

Krankheitsbild Hauptursache Dauer Typische Symptome
Mitochondriale Dysfunktion Zelluläre Energieblockade Chronisch Müdigkeit, Muskelschwäche, Brain Fog
Nebennierenschwäche Hormonelles Ungleichgewicht (Cortisol) Oft reversibel Erschöpfung, Schlafprobleme, Stressintoleranz
ME/CFS Multisystemerkrankung (z. B. Immun-, Nerven-, Energiesystem) Chronisch, komplex PEM, starke Erschöpfung, kognitive Defizite
Allgemeine Erschöpfung Temporäre Überlastung Vorübergehend Müdigkeit, Schlafmangel, Erholungsbedarf

Ein genaues Verständnis dieser Unterschiede ist der Schlüssel zu einer zielführenden Diagnose und Therapie – idealerweise begleitet durch erfahrene Fachpersonen aus der integrativen oder funktionellen Medizin.

Hinweis: Dieser Artikel dient der Information und ersetzt keine medizinische Beratung. Bei anhaltender Erschöpfung sollte ärztlicher oder therapeutischer Rat eingeholt werden.

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